Beitrag der NaNa UG in Zusammenarbeit mit Isabel Renner zum Grünen Sektor Seminar der KfW im August 2022
Biodiversität dauerhaft erhalten.
Gebietsbasierter Naturschutz in der FZ: Herausforderungen und Perspektiven.[1]
Zusammenfassung
I. Schutzgebiete: Perspektive 2030
· Schutzgebiete und andere gebietsbezogene Maßnahmen sind eine zentrale Säule des Biodiversitätserhalts und Teil sog. naturbasierter Lösungen. Sie sollen dazu beitragen, gesunde Ökosysteme und deren Leistungen als existentielle Grundlage der Menschen und Fundament von Entwicklung und Wohlstand zu sichern.
· Die Erwartungen an Schutzgebiete und andere naturbasierte Lösungen wichtige Ökosystemleistungen für die Gesellschaften bereitzustellen steigen, während gleichzeitig auch der Druck auf die Flächen und Ressourcen steigt.
· Die Ansätze im sog. gebietsbasierten oder flächenbezogenen Naturschutz (area-based conservation) haben sich daher in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt und diversifiziert und umfassen neben Schutzgebieten auch weitere Maßnahmen wie ökologische Korridore oder Trinkwasserschutzgebiete (sog. OECM, Other Effective Area-Based Conservation Measures). Biodiversitätserhalt ist idR nicht das Hauptziel dieser Maßnahmen und Kooperationen mit einer breiten Gruppe von stakeholder und rightsholder werden zentral für den Erfolg.
· Die Rolle von indigenen Völkern und lokale Gemeinschaften bei der Entscheidungsfindung und dem Management des Naturschutzes findet mehr Akzeptanz und rechtebasierte Ansätze sollen dabei helfen, ihre Rechte über Land, Territorien und Ressourcen anzuerkennen, zu formalisieren und zu sichern.
· Angesichts der steigenden Bedeutung und der geplanten Ausweitungen der Schutzgebiete (sog. 30 x 30-Ziel des neuen globalen Rahmens für Biodiversität)[2] gilt es die Synergien zwischen Biodiversitätserhalt, Klimaschutz und anderen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Gesundheit und Ernährungssicherung besser zu nutzen.
· Der gebietsbasierte Naturschutz ist wichtig für den Erhalt von Biodiversität. Sein volles Potential kann er allerdings erst im Zusammenspiel mit weiteren Instrumenten des Biodiversitätserhalts und Mainstreaming-Ansätzen in Politik, Planung und Praxis sowie in Verbindung mit der Klima- und breiteren Nachhaltigkeitsagenda entfalten.
In diesem Spannungsfeld ist eine weitere Entwicklung des Paradigmas vom engen Verständnis eines eher streng geschützten und klar abgegrenzten Schutzgebiets, hin zu einem umfassenderen Verständnis von Schutzgebieten als Teil von produktiven Landschaften einschließlich ihrer ökologischen und sozialen Verflechtungen und Wechselwirkungen besonders wichtig. Ausschließlich auf die Erhaltung einzelner Schutzgebiete und hauptsächlich auf das Naturschutzziel ausgerichtete Finanzierungen erscheinen demzufolge als unzureichend, um Biodiversität und Ökosystemleistungen auf Dauer zu erhalten.
[1] Hintergrundpapier im Auftrag von SBF Klimainnovation Nachhaltige Landnutzung. Erstellt von: Isabel Renner und Ralph Kadel. Stand: 15.07.2022.
[2] Als Mitglied der ‚High Ambition Coalition for Nature and People‘ unterstützt die Bundesregierung u.a. auch das Ziel, bis 2030 30 % des Planeten unter Naturschutz zu stellen (sog. 30 x 30-Ziel). Der Koalitionsvertrag der Ampel 2021-2025 bestätigt dieses Flächenziel.