Das Konzept der Ernährungssouveränität, das 1996 von der transnationalen Bewegung „La Via Campesina“ begründet wurde, kämpft für die Umgestaltung des von Konzerninteressen dominierten und auf Profiten ausgerichteten globalen Agrar- und Ernährungssystems. Im Mittelpunkt stehen dabei die Menschen, die produzieren und konsumieren.1
Wesentliche Prinzipien sind die Wertschätzung der Lebensmittelhersteller*innen, Vorrang der Ernährung der Bevölkerung anstatt Produktion für den Export, die Etablierung lokaler Produktionssysteme, die Stärkung lokaler Kontrolle, Aufbau von Wissen und Fertigkeiten sowie die Arbeit mit der Natur statt gegen sie.2
Transnationale Bewegung ‘La Via Campesina’: https://viacampesina.org/en/ /
https://de.wikipedia.org/wiki/La_Via_Campesina Weltweite Bewegung ‘Nyéléni’: http://nyeleni.de/
Permakultur in der Landwirtschaft stellt einen Ansatz der Ernährungssouveränität dar: Sie hat das wesentliche Ziel, Boden als Grundlage der Landwirtschaft auf- und nicht abzubauen. Dabei setzt sie vor allem auf Kreislaufwirtschaften, eine sich regenerierende Art der Produktion. Anders als ein immer neu beginnender Prozess endet die Kreislaufwirtschaft nicht. Endprodukte, freigesetzte Energie oder ‚Abfälle‘ werden in den Kreislauf eingespeist und weiter genutzt. Permakultur nutzt natürliche Ressourcen möglichst lokal, regional und zielgerichtet und versucht, den Energieinput von außen zu verringern.3
Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) ist ein weiterer Ansatz für Ernährungssouveränität. In der SoLaWi schließen sich Menschen aus einer Region zusammen. Neben angestellten Gärtner*innen sind alle anderen Mitglieder ebenso dazu eingeladen zu helfen: Entsprechend der eigenen Kapazitäten können alle beitragen. Die Kosten und Risiken des Betriebs werden gemeinsam getragen und die Ernte untereinander aufgeteilt. Durch einen ausgehandelten Mitgliedsbeitrag finanziert sich die Gemeinschaft langfristig selbst. Der SoLaWi gelingt es, Land weitestgehend abseits von Wachstums- und Konkurrenzzwängen nach agrarökologischen Prinzipien4 zu kultivieren. Sie respektiert natürliche Kreisläufe und ermöglicht der Natur sich zu regenerieren, indem Flächen brach liegen dürfen, während andere genutzt werden. Da die SoLaWi eigenes Saatgut produziert und nur organische Dünger und biologische Pflanzenschutzmittel verwendet, fördert sie die biologische Vielfalt und bleibt von großen Chemiekonzernen unabhängig. In Deutschland gibt es im Moment 180 solcher Gemeinschaften, die ihre Lebensmittel kooperativ herstellen und teilen.5
https://www.solidarische-landwirtschaft.org/startseite/
Foodcoops bieten die Möglichkeit, regionale Produkte, aber auch Lebensmittel, die nicht in der Region wachsen, sozial und ökologisch zu beziehen. Sie organisieren den Weg von Lebensmitteln,
direkt von den Erzeuger*innen zu den Verbraucher*innen und meiden damit Zwischen- und Einzelhandel sowie Supermärkte, die Bäuerinnen und Bauern häufig unter Preis- und Effizienzdruck setzen. Sie
bestehen aus verschiedenen Zusammenschlüssen von Interessierten, die den Kauf, die Lagerung und die Verteilung von qualitativ hochwertigen, ökologisch nachhaltigen Nahrungsmitteln selbstbestimmt
gestalten.6
http://foodcoopedia.de.fcoop.org/wiki/Hauptseite
In Ernährungsräten schließen sich Bürger*innen, Aktivist*innen, die lokale Politik und die regionale (Land-) Wirtschaft zusammen und arbeiten gemeinsam an einer sozialeren und ökologischeren Ernährungsversorgung. Sie bündeln somit die Interessen der verbliebenen lokalen Akteur*innen der Lebensmittelversorgung. Zu zentralen Aufgaben gehören die Förderung von urbaner Landwirtschaft, die Einrichtung und Förderung von Gemeinschaftsküchen, die Förderung regionaler Ernährungssysteme, die Bekämpfung sozialer Benachteiligung im Ernährungsbereich, die Optimierung der Gemeinschaftsverpflegung und die Veranstaltung von Konferenzen und anderen Events.
Das Konzeptwerk ist seit 2011 ein unabhängiger, gemeinnütziger Verein, der sich in verschiedenen Bereichen für eine sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft einsetzt.
Hier zur Homepage: https://konzeptwerk-neue-oekonomie.org/ueber-uns/
Hier zu einigen Publikationen, von welchen manche zur freien Verfügung stehen: https://konzeptwerk-neue-oekonomie.org/materialien/publikationen/
Der gemeinsame Nenner der Initiativen, die sich zum Netzwerk Plurale Ökonomik e.V. zusammengeschlossen haben, ist die Notwenigkeit einer Neugestaltung der Volkswirtschaftslehre im Sinne von Theorien- und Methodenvielfalt sowie Selbstreflexion des Faches. Das Netzwerk erkennt, dass die (ökonomischen) Probleme unserer Zeit sehr vielfältig und komplex sind, Antworten der akademischen VWL, privaten Forschungsinstituten und der Presse hingegen meist allerdings sehr eindimensional sind. Ein wichtiger Grund hierfür ist, dass die dahinter liegenden theoretischen Konzepte meist ein und derselben Denkschule entspringen, weshalb ihre Modelle einseitig und ihre Perspektive eingeschränkt bleiben. Als entscheidendes Ziel wird deswegen angesehen, der Vielfalt ökonomischer Theorien Raum zu geben, die Lösung realer Probleme in den Vordergrund zu stellen sowie Selbstkritik, Reflexion und Offenheit in der VWL zu fördern. Hier zur Homepage: https://www.plurale-oekonomik.de/netzwerk-plurale-oekonomik/
Hier ein Link zu verschiedenen Institutionen, Publikationen, Studiengängen etc. der pluralen Ökonomik: https://www.plurale-oekonomik.de/links/
In dieser Kampagnenarbeit werden Maßnahmen gesammelt, wie möglichst schnell und sozial gerecht Treibhausgase eingespart werden können. Er ist in folgende Bereiche unterteilt:
o Energiedemokratie
o Gerechte Wohn- und Raumplanung
o Mobilitätsgerechtigkeit
o Gerechte Landwirtschaft, Ernährungssouveränität und Waldnutzung
o Gerechte Reproduktion, Produktion und Konsumtion o Globale Gerechtigkeit und Intersektionaliät.
Zum kostenlosen Download: https://klimaplanvonunten.de/en/
Ecapio filmt und veröffentlicht Interviews und Tagungsbeiträge von Fachleuten aus der ganzen Welt. Die Videos sollen informieren und zu einer sachlichen politischen Debatte beitragen. Verbreitet werden Vorträge zu den Themengebieten Globale Gerechtigkeit und sozial-ökologisches Wirtschaften.
Hier zur Homepage: http://ecapio.org/
1. Das Dossier „Auf Kosten anderer. Wie die imperiale Lebensweise ein gutes Leben für alle verhindert“ wurde geschrieben von einem interdisziplinären Kollektiv, bestehend aus 15 Wissenschaftler*innen mit unterschiedlichen akademischen Ausbildungen in der Volkswirtschaftslehre, Entwicklungs- und Agrarökonomik, Politikwissenschaft, Politischer Ökonomie, Internationalen Beziehungen, Erziehungswissenschaft, Umweltwissenschaften, Nachhaltigkeitswissenschaft, Geschichte und Recht. “I.L.A.“ steht hierbei für: „Imperiale Lebensweise und Ausbeutungsstrukturen im 21. Jahrhundert.“
Hier frei zugänglich: https://aufkostenanderer.org/download-dossier/
2. Das Dossier „Das gute Leben für alle. Wege in die solidarische Lebenweise“ ist die Nachfolge des ersten Projekts und begibt sich auf die Suche nach solidarischen Alternativen zur imperialen
Lebensweise. “I.L.A.” steht hierbei für: „Imperiale Lebensweise und solidarische Alternativen.“
Hier frei zugänglich: https://dasgutelebenfüralle.de/
Aus beiden Projekten ist das I.L.A.- Kollektiv hervorgegangen, das mit 35 Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen wissenschaftliche Praxis mit politischen Aktivitäten verknüpft. Hier zur Homepage des neuen Projekts: https://ilawerkstatt.org/
1 Vgl. Salzer (u.a.) (2016): 1.
2 Vgl. ebd.:2. 3 Vgl. ebd. (2019): 32f.
4 Eine Landwirtschaft, die an natürliche Gegebenheiten und Kreisläufe wie an lokale Bedürfnisse angepasst ist.
5 Vgl. I.L.A-Kollektiv (2019): 33ff.
6 Vgl. ebd.: 35.