Momentan ist ein stetiger Vormarsch industrieller landwirtschaftlicher Produktion weltweit zu verzeichnen. Aus diesem Grund ist laut Umweltprogramm der UN (UNEP) mit einer weiteren Expansion der Ackerflächen zu rechnen, obwohl diese bereits jetzt Gegenstand von Konflikten sind.1 Wenn neue Abbaugebiete für die industrielle Produktion erschlossen werden, werden häufig lokale Landwirt*innen enteignet, Böden und Wasser auf Dauer verseucht und Konflikte um den Zugriff auf restliche Rohstoffe nehmen zu, welche zu blutigen Kriegen führen können.2 Das Wirtschaftspartnerschaftsabkommen zwischen der EU und den 79 AKP- Staaten3(WPA) festigt die Tatsache, dass nur 10% der afrikanischen Produkte auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig sind und die EU 83% ihrer Produkte zollfrei nach Afrika exportieren darf.4 Die Schriftstellerin Animata Traoré, Sprecherin des ,,Forum für ein anderes Mali‘‘ beschreibt Freihandelsverträge bezeichnenderweise als ,,Europas Massenvernichtungswaffen.‘‘5 Gemessen am EU-Haushalt stellt die gemeinsame Agrar- Politik der EU (GAP) für diese die wichtigste Politik dar: 2017 gehen mit einem Anteil von ca. 38% des Gesamtetats 57,5 Milliarden Euro in den Agrarsektor.6 Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO) schätzt, dass weltweit 866 Millionen Menschen in der Landwirtschaft tätig sind, was ein Drittel der insgesamt Erwerbstätigen ausmacht.7 Die gegenwärtig global produzierten Nahrungsmittel wären für ca. 12 Milliarden Menschen ausreichend.8 Der Anteil an Abfällen der weltweit produzierten Nahrungsmittel liegt bei etwa einem Drittel, davon könnten ca. vier Milliarden Menschen satt werden.9 Und das, während laut Welthungerhilfe 2018 zwei Milliarden Menschen an Mangelernährung leiden.10 In vielen Gesellschaften des globalen Nordens, wie in Deutschland, stellt solch ein Mangel wohl eher die Ausnahme dar. Immer mehr Supermärkte, welche hier weitestgehend den Verkauf von Lebensmitteln an Konsument*innen regeln, schießen auch in abgelegeneren Gegenden aus dem Boden und bieten so ziemlich jedes Gut in Hülle und Fülle. Warum werden diese Märkte als ,super‘ empfunden? Aufgrund verlockender Angebote: Überfluss an Waren, fast ständige Verfügbarkeit und nicht zuletzt: billige Preise. Doch sind diese billigen Nahrungsmittel im Supermarkt mit ausbeuterischen Arbeitsbedingungen anderswo eng verknüpft.11 Laut FAO diente 2018 53% der Menschen in Afrika die Landwirtschaft als Existenzgrundlage.12 In diesem Beschäftigungssektor sind ,prekäre Arbeit‘ und die Verletzung von Menschenrechten weit verbreitet, neben dem Bergbau gilt er als der gefährlichste überhaupt.13 Billigste Produkte sind nicht nur Auswirkung von steigender technologischer Effizienz, sondern hauptsächlich das Resultat von globalen Ungleichheiten und harter, schlecht bezahlter und unsicherer Arbeit, auch in Deutschland. Niedrige Sozial -und Umweltstandards an vielen Orten machen die Konsumprodukte für die weltweit wachsende Mittel- und Oberschicht leicht erschwinglich.
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1 Vgl. UNEP (2015).
2 Vgl. Medico International (2017): 21ff.
3 AKP: Internationale Organisation von derzeit 79 Ländern in Afrika, der Karibik und dem Pazifik.
4 Vgl. Bernau (2017): 1.
5 Vgl. Glasenapp, Martin (2008).
6 BMF: Gemeinsame Agrarpolitik (GAP).
7 Vgl. FAO (2018).
8 Vgl. I.L.A-Kollektiv (2017): 60.
9 Vgl. ebd.: 64.
10 Vgl. Welthungerhilfe (2019).
11 Vgl. I.L.A-Kollektiv (2017): 69f.
12 Vgl. FAO (2018).
13 Vgl. I.L.A-Kollektiv (2017): 69f.
Laut UNHCR, dem Flüchtlingshilfswerk der UN, gibt es momentan 70, 8 Millionen Menschen auf der Flucht weltweit, davon sind 41, 3 Millionen Binnengeflüchtete.1 Verschiedene Schätzungen gehen davon aus, dass Klimawandel... (hier weiter lesen)